Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias von Volker Strauch (Einführung des Presbyteriums)

Liebe Gemeinde,

Gemeinschaft ist etwas Wunderbares. Gemeinsam kann man vieles erreichen, kann man Schönes teilen und Schweres besser tragen oder ertragen. Gemeinsam unterwegs zu sein hilft auch, den richtigen Weg einzuschlagen. Wir sind als Gemeinde gemeinsam unterwegs und sind heute mit der Einführung des neuen Presbyteriums an einen wichtigen Punkt angelangt. Es ist toll, dass sich diese 15 Menschen bereiterklärt haben, Verantwortung in und für die Gemeinde zu übernehmen. Gemeinde leiten und gestalten – das wird alleine nicht gelingen. Wir brauchen einander und wir brauchen Gottes Beistand, damit das gelingen kann. Wie die Gemeinschaft in einer Kirchengemeinde aussehen kann, erzählt auch das bekannte Lied von Martin Gotthard Schneider, „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt.“

 

Dieses Lied, das die Gemeinde beschreibt, ist ein Lied, das die Johanneskirchengemeinde schon lange begleitet, ein Lied, das als Inspiration für unser schönes Kerzenschiff diente.

  1. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.

Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.

Das Schiff, es fährt von Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr,

Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.

Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn?

Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn?

 

Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns Herr,

denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns Herr!

 

Liebe Gemeinde,

das Bild, der Gemeinde, die gemeinsam unterwegs ist, ist ein sehr beliebtes, weil zutreffendes Bild. Wir sind gemeinsam unterwegs in der Zeit, wir teilen ein Stück Lebenszeit miteinander, wir feiern und klagen, wir lachen und weinen zusammen, wir sind eine Gemeinschaft, die nach einem gemeinsamen Ziel suchen.

Und auf dem Weg zum Ziel, gibt es einige Untiefen zu umschiffen, das wird in dem Lied gut beschrieben. Stürme begleiten uns auf dem Weg, Angst, Not, Gefahr, Verzweiflung und Kampf, aber auch Hoffnung und Sieg. Das vergangene Jahr hatte einiges davon für uns parat. Da war viel Angst, viel Not und Verzweiflung, vieles, was in diesem Maße auch noch nie da gewesen ist. Da können wir gut einstimmen in das rufen des Kehrverses, das dein beiden Jüngern nachempfunden ist, die mit dem auferstandenen Jesus unterwegs waren nach Emmaus, ohne zu wissen, wer denn ihr Begleiter denn war:
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns Herr,

denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns Herr!

 

 

 

  1. Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest,

weil sich’s in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt.

Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit

und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.

Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel.

Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel.

 

Gewisse Bequemlichkeiten, eine Sehnsucht nach Sicherheit und Bekanntem, das erleben wir auch alle immer mal wieder. Ja, wenn alles seinen gewohnten Gang geht, wenn wir in bekannten Gewässern unterwegs sind, wenn wir keine Risiken eingehen wollen und lieber Langeweile pflegen, wenn wir nicht versuchen, neue Ufer zu entdecken, sondern lieber im bekannten Hafen vor Anker liegen, dann ist das bestimmt einfacher und bequemer. Aber ich glaube, dass das Leben nun mal Veränderung bedeutet, dass wir immer in Bewegung sind, dass wir Zukunft aktiv gestalten müssen, um gut aufgestellt zu sein, für die Aufgaben, die vor uns liegen. Ja, das schippern durch Stürme und hohe Wellen ist nicht immer einfach und es macht uns Angst, aber ein Schiff ist nicht dafür gemacht, an Land zu ankern. Es kommt seiner Bestimmung erst nach, wenn es auf weiter See unterwegs ist. Auch wir als Gemeinde müssen uns bewegen, uns verändern, wollen wir unserer Bestimmung nachkommen. Es gibt Veränderungen und Herausforderungen in den kommenden Jahren, unsere Kirche wird sich ganz bestimmt verändern, strukturell und personell, das war immer schon so und das wird auch so bleiben. Entscheidende Veränderungen kommen auf uns zu, die wir als Gemeinde gestalten können, dürfen und müssen. Gut, dass wir Menschen haben, die das tun wollen, in Verantwortung für die Gemeinde in den kommenden 6 Jahren. Wir führen heute unser neues Presbyterium ein und ich bin froh, dass wir euch haben. Für und über euch ist die dritte Strophe des Liedes geschrieben, könnte man fast meinen, sie passt ganz wunderbar zu diesem Einführungsgottesdienst, wie ich finde:

 

  1. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,

sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.

Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht;

wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.

Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt

in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.

 

Die Mannschaft des Schiffes „Gemeinde“, das sind alle Gemeindeglieder. Jeder und jede von uns ist dazu aufgerufen, mitzuarbeiten, sich einzubringen in die Gemeinde mit ihren, mit seinen jeweiligen Gaben und Fähigkeiten. Den Presbyterinnen und Presbytern kommt dabei eine besondere Aufgabe zu. Man könnte vielleicht sagen, dass ihr die Offiziere an Bord des Schiffes seid. Ihr trefft zusammen mit uns Pfarrern die richtungsweisenden Entscheidungen, ihr gestaltet Gemeinde und ihr überlegt mit uns gemeinsam gute Strukturen und schafft die Voraussetzungen, dass Gemeinde gelingen kann, dass wir Gottes frohe Botschaft den Menschen nahe bringen können in Tat und Wort. Das ist viel Verantwortung und vielleicht empfindet es manche oder mancher von euch jetzt auch als Druck oder Überforderung. Und wenn wir das alles aus uns heraus bewirken müssten, dann würde ich an der Stelle auch zustimmen. Doch wir sind nicht allein auf unserem Weg und in unserer Verantwortung, wir sind in Glaube, Hoffnung, Zuversicht und Gottes gutem Geist zusammengeschweißt. Gott verbindet sich mit uns durch seinen Geist, er gibt uns die nötige Kraft, all die vor uns liegenden Aufgaben anzugehen und er wird uns auch das Gelingen schenken, wenn wir ihn darum bitten.

Bleibe bei uns Herr,

denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer.

Gemeinschaft ist etwas Wunderbares. Gemeinschaft erleben auch die Gäste der Hochzeit zu Kana. Da wird ausgelassen gefeiert, da wird getanzt und gelacht und da wird viel getrunken. Da schafft diese Festgemeinschaft auf Zeit einen Ausbruch aus dem Alltäglichen. Da können die Alltagssorgen einen Moment vergessen werden, da ist man für kurze Zeit nur im Hier und Jetzt, da genießt man die ungetrübte Ausgelassenheit. Noch haben die fröhlichen Gäste und das Brautpaar noch nicht gemerkt, dass der Wein zur Neige geht. Bald könnte das schöne Fest jäh zu Ende sein, die Party vorüber, der Alltag wiederkehren.

Und genau dieses Fest, diese Gemeinschaft ist es, bei der Jesus sein erstes Wunder wirkt, so berichtet es Johannes.

Dieses erste Wirken Jesu hat Symbolcharakter. Er macht unser Leben wertvoll und gut, er durchbricht unseren Alltag, er lässt uns einen Vorgeschmack sehen auf das Reich Gottes.

Vieles, was wir als Gemeinde, was wir als Familien, als Arbeitnehmer, was wir als Presbyterium erleben, ist Alltag. Manches davon ist langweilig, manches davon schwer. Es gibt Stürme und Nöte und Zeiten von Hoffnung und Fröhlichkeit. In allem, was vor uns liegt aber ist Jesus dabei, der als erstes dafür sorgte, dass ein rauschendes Fest nicht frühzeitig zu Ende gehen musste.

Die Arbeit im Presbyterium und das Leben dieser Gemeinde besteht nicht nur aus rauschenden Festen und gerade im vergangenen Jahr kamen die Feste deutlich zu kurz. Vieles von dem, was wir tun, mag Alltag sein, beschäftigt sich mit Strukturen und Reformen, mit Zahlen und Gebäuden, mit trockenem und nicht allzu Spannendem. Und es gibt auch die anderen Zeiten, die Zeiten des Lachens, des Tanzens und des Feierns. Wir werden solche Zeiten wieder erleben, da bin ich zuversichtlich.

Bei allem was wir tun, dem alltäglichen und dem Besonderen, dürfen wir uns aber von Gottes Geist leiten lassen, dürfen wir Gottes Nähe und seinen Beistand spüren.

Und uns durch Glaube, Hoffnung und Zuversicht verbunden wissen.

Gemeinschaft ist etwas Wunderbares. Besonders dann, wenn wir Jesus Christus an unserer Seite wissen. Es ist genug da. Jesus kommt, damit wir die Fülle haben. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

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