Minutengedanken zur Osternacht von Kerstin Strauch

Diese Nacht ist anders als die anderen Nächte. Diese Nacht birgt ein Geheimnis. Sie macht alles neu.

Das Kreuz ist aufgerichtet, so wie die Kreuze in unserem Leben.

Wochenlanger Stillstand – Ausnahmesituation.

Ein Krankenpfleger geht jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl in die Klinik. Wie wird der Dienst heute verlaufen? Wird er gesund bleiben? Was ist mit seiner Familie?

Seine Arbeit erfüllt ihn – ja – aber geht oft auch über seine Kräfte. Lange Schichten, immer wieder neue Menschen, mit denen er zu tun hat, ständig wechselnde Anforderungen. Das macht ihm zu schaffen.

Die Sorge um die Eltern beschäftigt das Paar schon seit Jahren. Sowohl seine als auch ihre Eltern brauchen zunehmend Hilfe. Gleichzeitig wollen sie alles noch möglichst alleine machen. Unterstützung annehmen ist schwer – Unterstützung geben auch. Jetzt ist alles gerade noch viel schwieriger, weil persönliche Kontakte nicht sein sollen. Werden die Eltern das überstehen?

Von so viel Dingen war der Kopf voll gewesen, aber die Schule hatte nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Aber jetzt? Wie gerne würde er zur Schule gehen, um seine Freunde zu treffen und einfach von zu Hause mal raus zu sein. Nur mit dem Eltern und den Geschwistern, das ist ganz schön nervig und auf Dauer auch eine Zerreißprobe.

Jeder trägt sein Kreuz. Zu jeder Zeit. Manche spüren es momentan besonders.

Das aufgerichtete Kreuz ist da. Steht uns vor Augen. Dann das: Licht bricht durch die Dunkelheit. Es wird hell. Das hat keiner geahnt. Wie es passiert? Ein Geheimnis. Auferstehung nennen wir das Ereignis, was für mich Fundament meines Glaubens ist und doch bin ich ihr noch nie begegnet.

Anders dem Tod. Einige hundert mal habe ich schon auf dem Friedhof gestanden, an Betten von Sterbenden gesessen, versucht, Angehörigen Trost zu spenden. Was aber gibt Trost? Da gibt es viele kluge Worte:

  • Nach jedem Winter kommt ein Frühling.
  • Das Leben muss weitergehen und es geht auch weiter.
  • Sie wird uns immer ein Vorbild bleiben.
  • Er hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist.
  • Das braucht eine Lange Zeit, um aufgearbeitet zu werden.

So viele gut gemeinte Worte. Sie sind meistens auch nicht falsch. Aber der Trost reicht gerade bis zum nächsten Gedanken.

Mit der Auferstehung ist es anders. Denn die Auferstehung ist mehr als Aufstand, Neubeginn oder Hoffnung. Auferstehung ist die Wirklichkeit Gottes, nicht nur ein Traum des Menschen.

Durch die Auferstehung Jesu will es Gott unbedingt mit uns zu tun haben. Nur in Beziehung zum ihm werden ich auferstehen. Paulus sagt deshalb oft wir sind „in Christus“.

Und dadurch, dass wir es mit Gott zu tun haben, wird die Auferstehung unsere entscheidende Begegnung mit ihm sein. Begonnen hat diese Beziehung zu Gott, dieses „in Christus Sein“, mit der Taufe.

Deshalb taufte die frühe Kirche auch Menschen in der Osternacht. Normalerweise würden mein Mann und ich euch jetzt einladen, hierher ans Taufbecken zu kommen, und euch an eure Taufe erinnern zu lassen.

„Du bist getauft. Du sollst leben! Christus ist auferstanden – auch für dich!“ Wir versprechen euch, das wir das nachholen, sobald es wieder möglich ist.

Erinnern aber können wir uns auch hier und jetzt. Denn Christus ist für uns auferstanden und er lebt und wir gehören zu ihm.

Gott ist mit uns auf dem Weg – von der Dunkelheit ins Licht. Auferstehung ist und bleibt ein Geheimnis des Glaubens. Deshalb ist sie aber nicht weniger wahr.

Das erkannte auch Isaac Newton, der berühmte englische Physiker. Zu ihm kam eines Tages ein Zweifler und sagte: „Wie will Gott das machen, dass er den Leib wieder zusammensetzt, nachdem er zu Staub zerfallen ist?“

Newton ging lächelnd auf die Frage ein, nahm eine Menge Staub, mischte feinste Eisenfeilspäne darunter und fragte: „Wie kann man jetzt den Eisenstaub vom Sandstaub trennen?“

So etwas wollte der Frager gerade wissen, deshalb nahm Newton einen Magneten und hatte im Nu die beiden Staubarten voneinander abgesondert.

Dazu sagte er: „Gott hat den Menschen geschaffen und den Magneten. An der Kraft des Magneten zweifeln Sie nicht, aber an der Kraft Gottes wollen Sie zweifeln?“

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Halleluja!

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